Die Integrationsklasse 3B der NMS Vorchdorf wollte es genau wissen und hat sich daher in der Forschungsphase zwischen dem ersten Workshop (19.4.2018) und dem zweiten Workshop (17.5.2018) unterstützt von den Klassenvorständen Ingrid Haslhofer und Wolfgang Brameshuber sowie Schulassistentin Maria Hochmuth ganz genau mit der eigenen Schulumgebung in Vorchdorf und anhand von 360° Fotos mit Schulumgebungen in aller Welt eingehend beschäftigt, um dann im zweiten Workshop die eigenen Ideen für die Schulumgebung der Zukunft in Teams umzusetzen.

Rund um unsere Schule rund um die Schulen in der Welt

Das große AHA-Erlebnis bei der eigenen Schule war vor allem, dass ein hoher Anteil des zur Verfügung stehenden Areals gepflastert oder asphaltiert ist und als Parkfläche, Bussschleife oder für die Nutzung als Outdoor-Klasse reserviert ist. Grünflächen oder Bereiche, in denen die Kinder mit bereiften Sportgeräten aktiv mobil sein können gibt es für die NMS wenig. So richtig bewusst ist das den Schülern und Schülerinnen erst durch die eigene Erkundung geworden. Daher waren die Schülerinnen und Schüler bei der Analyse von 360° Fotos auch besonders von jenen Schulen begeistert, deren Umfeld großzügig mit Sport- und Parkanlagen ausgestattet waren, wie z.B. die Michaelhouse School in Südafrika.

Bei der Schäfersfeldschule in Lorch in Deutschland hat ihnen diesbezüglich gefallen, dass dort „viel Platz zum Radfahren wäre“. Die Ekenas School fand bei den Kindern auch Anklang – sie fanden, dass es in einer kleineren Schule bestimmt weniger Lärm gibt. Außerdem gefiel ihnen wieder das viele Grün samt Bäumen, dass Autos offensichtlich nicht direkt auf den Schulhof können und dass es eine Auffahrtsrampe für beeinträchtigte Menschen, die einen Rollstuhl benötigen, gibt. Interessant war auch die Debatte über Überwachungskameras bei Durfee Highschool in Fall River. Manche Schülerinnen und Schüler fanden das gut, weil es die Sicherheit erhöht und Streitereien oder Raufereien vermindert werden können, auf der anderen Seite gab es auch die Meinungen, dass es halt unangenehm ist, wenn man überwacht wird und vielleicht dann nicht so offen über „private Sachen“ sprechen kann.

Die positiven Aspekte jeder Schule wurden gemeinsam kategorisiert als Material für die eigenen Ideen für die Schulumgebung der Zukunft.

Bei der Einholung des Feedbacks zu den bisherigen Modulen im Mobility 360° Projekt waren die Kinder dann auch am meisten von der Beschäftigung mit den 360° Fotos zu diversen Mobilitätsszenen in Städten aus aller Welt  (Foto) und den 360° Fotos zu den Schulumgebungen begeistert – gefolgt vom Kartenspiel und der Moblitätsumfrage via soziometrischer Aufstellung im ersten Workshop.

Besonders die Unterschiede zu asiatischen Städten fiel den Schülerinnen und Schülern bei den 360° Fotos auf.
Das Kartenspiel forderte beim ersten Mal spielen durchaus heraus.

Beteiligung der Bevölkerung an Schulbauten

Die Frage, wer eigentlich bei der Planung eines Neu- oder Umbaus einer Schule mitgestalten kann, also die Frage nach der Partizipation, warf das Workshopteam im Rahmen der Analyse der Schulumgebungen aus aller Welt auf. Das sich daraus ergebende Gespräch konnte für viele Schüler und Schülerinnen in Bezug auf politische Abläufe bewusstseinsbildend wirken und ließ auch nochmal einen Rückschluss auf das Mobillity-Kartenspiel zu, in dem die Spielenden auch in die Rolle verschiedener Interessensgruppen schlüpfen, um Entscheidungen für die positive Entwicklung der eigenen Gemeinde und auch zugunsten der eigenen Lobby zu beeinflussen. Besonders lebensnah war die Diskussion für die Schülerinnen und Schüler deshalb, weil in Vorchdorf ein Schulumbau in Planung ist und 2014 dazu ein Beteiligungsprozess für die Öffentlichkeit stattgefunden hat – zu dieser Zeit waren sie noch Volksschulkinder und die Erinnerung daran war bereits verblasst.

Im gemeinsamen Gespräch, unterstützt durch Fragen, wurden folgende Beteiligungsgruppen von den Schülerinnen und Schülern in dieser Reihenfolge gefunden:

  • Architekt*in
  • Schüler*innen
  • Lehrer*innen, Direktor*in (Zitat Schülerin: “Die wollen ja auch mal eine Ruhe haben und sich unterhalten, dass es für sie dann auch passt.”
  • Bürgermeister*in
  • Gemeinderäte (Vor kurzem hielt ein Schüler ein Referat zum Thema “Flächenwidmungs- und Bauplan”
  • Gemeinderäte&Ausschüsse/politische Vertretung) dazu
  • Schulwart
  • Köche / Köchinnen und Reinigungskräfte
  • Busfahrer*innen
  • Vertreter*innen von Öffis
  • Anwohner*innen

Mobilitäts-Lab

Mit der Beteiligungsdiskussion war bereits eine schöne Brücke in Richtung Umsetzung der „Cardboard-Cities“ gebaut. Davor konnten die Schülerinnen und Schüler ihre bisher gewonnen Ideen aber noch mit persönlichen Erfahrungen beim Mobilitätslab (8.5.2018) mit ferngesteuerten Drohnen, einem E-Scooter einem Longboard und Virtual Reality Erlebnissen im Flugzeug, mit dem Rollercoaster oder in der Tiefsee anreichern.

Die meiste Begeisterung drückten die Schülerinnen und Schüler dabei über die Möglichkeit mit einer Drohne zu fliegen  („Voi cool!“ ) und via Brille in der Virtual Reality unterwegs zu sein („I spring, i spring, i spring!“ „Ich fall gerade runter.“) aus. Die Begründung war auf Nachfrage relativ oft der einfache Umstand, dass sie es das erste Mal ausprobieren konnten und das „nicht alltäglich“ ist. Auch das Fahren des E-Scooter stellte für die meisten durchaus eine Herausforderung dar und sie gingen nach einer kurzen Einführung durchgängig vorsichtig an die Probefahrt heran. Die Kommentare zeigen, was die Teenies erlebt haben: „Zieht ordentlich weg.“ „Tolles Ding!“ „Gut festhalten ist notwendig.“ „Gaspedal wäre zu verbessern, damit man [die Geschwindigkeit] leichter dosieren kann.“

Schotter, Baum und Tiefgarage – Schulumgebung der Zukunft im Karton

Bereits einige Tage nach dem Moblitäts Lab verschriftlichten die Schülerinnen und Schüler in Teams ihre Ideen zur Schulumgebung der Zukunft und sammelten in Folge geeignete Materialien.

Phase rund um den Bau der Cardboard City Schulumgebung startete dann am 17.5.2018 in der 3B Klasse. Zuerst stellte sich die Klasse dem Moblility 360° Quiz, das mit einer sehr hohen Trefferquote an korrekten Antworten erfolgreich geschlagen wurde.

Via live Auswertung der Antworten anhand von Tortendiagrammen, konnte auch nochmals die Bedeutung von statistischen Auswertungen für die Forschungsarbeit besprochen werden. Die Ungeduld war allerdings dann schon hoch, da alle mit ihrer Cardboard-City beginnen wollten. Im ersten Schritt fanden sich manche 2er Teams zu 4er Teams zusammen – sie wollten ihre Schachteln zusammenkleben und die Schulumgebung richtig groß bauen.

Aus den Konzepten haben sie sich gemeinsam auf eine Auswahl an Ideen geeinigt und schließlich auf Skizzen übertragen. Nach einer Pause ging es dann auf in den Zeichensaal. Die erste Herausforderung war für einige Teams das Zusammenkleben von zwei oder mehreren Schachteln zu einer großen.

Andere Gruppen starteten gleich mit der Umsetzung ihrer Ideen anhand der Skizzen: Da wurde Schotter auf Schulplätze aufgebracht, Wiesen und Sportflächen wurden grün eingefärbt und Gebäude aus verschiedensten Materialien konstruiert. Stanleymesser gingen von Hand zu Hand, Maler-Klebeband wurde in Massen verarbeitet und Heißkleber manchmal nicht nur auf den Materialien verteilt (autsch).

Die Umsetzung von Tiefgaragen (damit der Platz oberhalb für die Schülerinnen und Schüler erhalten bleibt) oder überhaupt Untergrundbahnen stellte ebenso Herausforderungen wie Ideen zur zukünftigen Energiegewinnung. Am Ende des Vormittags hätten alle gern noch weiter gemacht, haben viele herausgefunden, dass es ganz schön Zeit braucht, eine große stabile Schachtel zu bauen, haben einige festgestellt, dass die Cardboard City ziemlich von ihrer Skizze abweicht und dass die Zusammenarbeit im Team schön und herausfordernd zugleich sein kann, wenn alle gut beschäftigt sein sollen. Zum Glück war für den 25.5. Noch ein Vormittag zum Fertigstellen der Cardboard-Cities reserviert!

Ihr seid neugierig auf die fertigen Modelle? Die präsentieren wir in einiger Zeit hier auf mobility360.at!

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